
Bildquelle: Freud, Ernst / Freud, Lucie / Grubrich-Simitis,
Ilse: Sigmund Freud: His life in pictures and words,
University of Queensland Press, 1978
„Das Kind hatte eine Holzspule, die mit einem Bindfaden umwickelt war. Es fiel ihm nie ein, sie zum Beispiel am Boden hinter sich herzuziehen, also Wagen mit ihr zu spielen, sondern es warf die am Faden gehaltene Spule mit großem Geschick über den Rand seines verhängten Bettchens, so dass sie darin verschwand, sagte dazu sein bedeutungsvolles o-o-o-o und zog dann die Spule am Faden wieder aus dem Bett heraus, begrüßte aber deren Erscheinen jetzt mit einem freudigen „Da“. Das war also das komplette Spiel, Verschwinden und Wiederkommen, wovon man zumeist nur den ersten Akt zu sehen bekam, und dieser wurde für sich allein unermüdlich als Spiel wiederholt, obwohl die größere Lust unzweifelhaft dem zweiten Akt anhing“ (Freud, 1920, Jenseits des Lustprinzips, S. 12 f.)
Fort-Da in der Schweiz auch bekannt als Guggus Dada
Das Fort-Da-Spiel ist ein Konzept, das Sigmund Freud in seinen Schriften über das kindliche Spielverhalten beschrieben hat. Es basiert auf der Beobachtung seines Enkelsohns, der immer wieder ein Spiel mit einer Fadenspule spielte: Der Junge warf die Spule weg (Fort) und zog sie anschließend wieder zu sich zurück (Da).
Freud interpretierte dieses Spiel als eine symbolische Verarbeitung von Abwesenheit und Wiederkehr, insbesondere im Zusammenhang mit dem Weggehen der Mutter. Das Fort-Da-Spiel wurde von Freud als Ausdruck des kindlichen Umgangs mit der Trennung und der Kontrolle über diese Trennung gesehen. Es steht im weiteren Kontext seiner Theorie über das Lustprinzip und die Verarbeitung unangenehmer Erfahrungen.